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Berichtserie - Teil 9
 

2011-2012 - Landesliga West, letzter Spieltag

An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit!

 

   
 

Ebenso wie die vorige Spielzeit steht auch diese Meisterschaft für unsere Kicker im Zeichen des Abstiegskampfes. Die Beteiligten rund um Obmann Herbert Falch ahnen am Saisonstart noch nicht was auf sie zukommen wird. Das ist wohl auch gut so.

Dramatisch ist die Situation im Mai 2009 als Peter Doubek das Traineramt übernimmt. In den letzten Spielen kann dank unermüdlichem Einsatz und großem Kämpferherz der beinahe unausweichliche Abstieg noch abwendet werden. (Siehe Bericht 2008/2009, Die Lage ist aussichtslos, aber nicht kritisch (Stefan Effenberg)). Im Vergleich zur Dramaturgie der laufenden Saison kann die damalige Konstellation aber als „Kindergeburtstag“ klassifiziert werden.

Die Dramatik, die Emotionen und die unglaubliche Anspannung im Vorfeld des Saisonfinales 2011/12 sind jedenfalls nicht mehr zu übertreffen. Das legendärste und wohl unvergesslichste Talkesselderby – zumindest für das Zammer Lager – endet mit einem Happy End für unsere Farben und geht als „Das Abstiegsderby“ in die Geschichte ein. Während wir gerade noch „von der Schaufel springen“ schockiert und lähmt es den ewigen Rivalen aus Landeck bedeutend. Doch der Reihe nach …

 

Nach ordentlichem Auftakt mit drei Siegen aus den ersten sechs Partien folgt eine deprimierende Negativserie. Zwischen der 7. und 13. Runde können bei einem Torverhältnis von 3:17 nur zwei Punkte errungen werden. Zur Saisonhalbzeit rangieren wir auf dem vorletzten Tabellenplatz. Das Team stellt sich bereits während der Wintervorbereitung auf einen harten Abstiegskampf im Frühjahr 2012 ein. Völlig konträr zu unserer heiklen Situation wird in Landeck gleichzeitig von einem möglichen Aufstieg gesprochen.

 

Zur gleichen Zeit herrscht in der Tiroler Liga abseits des Rasenvierecks reges Treiben. Der „Pleiteverein“ Axams stellt nach 17 Spieltagen und lediglich einem errungenen Punkt bei einem bemerkenswerten Torverhältnis von 7:141 seinen Spielbetrieb zur Winterpause ein. Der Konkurs kann allerdings abgewendet werden. Dank des errungenen Ausgleichs ist für Axams der Weg frei für eine Teilnahme an der Landesligasaison im kommenden Jahr. Ebenso reichen die überlegen führenden Teams aus Reichenau und Imst Aufstiegsverzichte beim Tiroler Fußballverband ein. Dieser Umstand hat dramatische Auswirkungen auf die Abstiegssituation der beiden Landesligen. Insgesamt müssen schlussendlich sechs Teams aus den beiden Landesligen absteigen.

Spätestens mit der Terminverschiebung des Talkesselderbys auf den letzten Spieltag sticht die Begegnung aus dem Kalender brennend heraus. Die Rückrunde gestaltet sich dann auch wie befürchtet zäh und beschwerlich. Gegen direkte Abstiegskontrahenten Oberperfuss, Neustift und Längenfeld kann kein Spiel gewonnen werden. Die magere Ausbeute in diesen „sechs Punkte“ Spielen zwingt uns gegen die Topmannschaften die dringend benötigten Punkte einzusammeln. In der Eurogast Grissemann Arena werden dann auch tatsächlich Siege gegen die jeweiligen Tabellenführer aus Zirl und Silz/Mötz gefeiert. Währenddessen bringt ein desaströser Frühjahrsverlauf den SV Landeck trotz großem Punktepolster in arge Abstiegsnöte.

 

Mitten im Abstiegskampf wird klar, dass Trainer Doubek seine letzte Saison in Zams coacht. Von der Entscheidung der Vereinsführung wenig begeistert möchte er gemeinsam mit seinem Neo-Co-Trainer Bernd Tamanini und der hinter ihm stehenden Mannschaft den Klassenerhalt unbedingt sicherstellen. Drei Spiele sind zu diesem Zeitpunkt noch ausständig. Es läuft alles auf das von beiden Vereinen unerwünschte KO-Spiel am letzten Spieltag heraus. Die Ausgangslage vor dem wohl wichtigsten Derby überhaupt ist ganz einfach: Für Zams heißt es „Siegen oder Fliegen“ – Landeck genügt bereits ein Unentschieden zum Ligaverbleib.

 

Freitag, 15.06.2012, 18:30 im Stadion Perjen – Die Anspannung ist am Höhepunkt

Das Stadion mit über 1.300 Zusehern platzt aus allen Nähten. Das Spiel der Spiele beginnt. Die Dramaturgie der nächsten zwei Stunden kann von keinem Drehbuchautor der Welt spannender geschrieben werden:

Eine unglückliche Aktion von Markus Reheis direkt vor der Landecker Betreuerbank leitet nach gut 30 Minuten die Führung durch den ehemaligen SV Zams Kicker Philipp Lastei ein. Für den bereits geschlagenen Torwart Thomas Unterwelz versucht Simon Stubenböck auf der Torlinie zu klären – leider zu spät, 0:1 aus Zammer Sicht. Kurz vor der Pause ein weiterer Schock. Nach einem unglücklichen Kopfballduell muss unser Hoffnungsträger im defensiven Mittelfeld Fabian Burger mit Gehirnerschütterung auf einer Bahre abtransportiert werden. Für ihn kommt der erst 16-jährige BNZ Spieler Philipp Santeler ins Spiel, welcher nur einmal mit der Mannschaft trainiert und kurzfristig auf der Bank Platz genommen hat. Zur Halbzeit ist der Klassenerhalt zwei Tore entfernt und der Ausfall von Burger für die Fans nur schwer zu verdauen.

 

Wenige Minuten nach Wiederanpfiff zeigt der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Nach Foul an Julian Platter übernimmt der Routinier Giorgio Gambuzza die Verantwortung und schreitet zur Ausführung des Strafstoßes. Der halbhohe und zu unplatzierte Schuss wird pariert und die Jubelschreie der Zammer Fans bleiben abrupt in ihren Hälsen stecken.
 


 

Unpassender Weise bedankt sich der Platzsprecher über die Sprechanlage mit einem lautstarken „Danke, Danke, Danke“ beim Landecker Torwart Thomas Hueber. Diese nicht gerade Fair-Play-Preis verdächtige Aktion spornt unsere Spieler aber noch mehr an – „jetzt erst recht“. Die Mannschaft reagiert trotz des rekordverdächtig niedrigen Altersdurchschnitts von 19,44 Jahren unglaublich cool und abgeklärt.

 

Nach einem kraftvollen Antritt erzielt Julian Platter kurz darauf den vielumjubelten Ausgleichstreffer. Zams nun ambitionierter und läuferisch überlegen, liegt der Führungstreffer in der Luft. Nach 65 Minuten avanciert der tragische Elfmeterschütze Gambuzza zum großen Helden. Sein Traumschuss aus 25 Meter schlägt unhaltbar im Kreuzeck ein und löst riesige Jubelstürme am Feld, auf der Betreuerbank und auf den Rängen aus. Wie ein Boxer nach einem schweren Treffer gezeichnet, taumelt Landeck in den nächsten Minuten über das Spielfeld. Trotz knapper Führung, optischer Feldüberlegenheit und besserer körperlichen Verfassung können sich die Zammer Jungkicker nicht auf der Führung ausruhen. Ein einziger Treffer Landecks würde alles zu Nichte machen.

Der Gastgeber kann allerdings nichts mehr entgegensetzen und ergibt sich seinem Schicksal.

Der Schlusspfiff erlöst hunderte nervöse Zammer Fans, erfüllt das Trainerduo mit Genugtuung und bereitet den Spielern den größten Moment ihrer sportlichen Karriere. „Ich bin überwältigt, stolz auf die Mannschaft“ ringt der scheidende Trainer nach Schlusspfiff nach Worten. Ebenso erfreulich wie das Ergebnis ist die Tatsache, dass Fairness nach dem Spiel mit gegenseitiger Wertschätzung dominiert. Die jubelnde Mannschaft zieht gemeinsam mit den begeisterten Anhängern ins Sportcafe um den Sieg im „Jahrhundertderby“ ausgiebig zu feiern und sich über die Unendlichkeit an Tagen wie diesen zu freuen.

 

Trotz unserer großen Erleichterung bleibt das Unverständnis über die jämmerlichen Entscheidungen des TFV lange bestehen. Das sportliche Ergebnis Tirols höchster Spielklasse ohne Aufsteiger und einem Verein welcher zur Halbzeit seinen Spielbetrieb einstellt gerät zur Farce. Reichenau als überlegener Tabellenführer tritt im abschließenden Match mit einer Spaßtruppe an und greift damit auch aktiv in den Abstiegskampf in der Tiroler Liga ein. Die Haller Fußballer sind dabei das Opfer und müssen äußerst unglücklich absteigen. Unterstützt und freundlich begleitet durch den Fußballverband ist das ein trauriger Tiefpunkt des Tiroler Fußballs, welcher seinem Ansehen schwer schadete.

 

Die Zammer Mannschaft des „Abstiegsderbys“:

Thomas Unterwelz (18J), Tobias Hauser (K, 23J), Simon Stubenböck (19J), Dominik Haid (16J), Edmund Stubenböck (23J), Fabian Burger (18), Giorgio Gambuzza (23J), Simon Gastl (18J), Markus Reheis (22J), Julian Platter (20J), Dominik Schweißgut (18J), Peter Pangratz (25J), Michael Vallaster (17J), Rene Mark (16J), Simon Geiger (19) und Philipp Santeler (16J)

 

 
   

 

 

 

 
 
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Diese Seite wurde zuletzt geändert am 08.07.15